Vortrag Wilfried Gruhn

Wie Kinder Musik hören und erleben

Entwicklungspsychologische Grundlagen und Folgerungen für die Vermittlung

 

Kinder brauchen Musik. Sie sind ungemein offen gegenüber neuen Klängen und reagieren spontan auf Töne, Melodien, Rhythmen und alles, was sich bewegt. Musik ist das erste Kommunikationsmittel zwischen der Lernwelt der Kinder und der Lebenswelt der Erwachsenen.

In meinem Vortrag möchte ich einige grundlegende Gedanken zum kindlichen Musikhören und –erleben formulieren, die aus der neurobiologischen Forschung stammen und die lernpsychologische Entwicklung berücksichtigen. Alles Lernen beginnt mit der Unterscheidung von "gleich" und "verschieden". Die Verschiedenheit gegenüber dem Gewohnten und die Neuartigkeit der Reize sind für kleine Kinder viel interessanter als das ihnen schon Bekannte. Menschliche Interaktion im realen Erlebnisraum ist dabei wirksamer als jede Form medialer Vermittlung.

Auf der Grundlage empirischer Forschung zur musikalischen Hör- und Erlebnisfähigkeit von Kindern sollen dann einige Folgerungen für die praktische Umsetzung bei der Vermittlung von Musik in Kinderkonzerten wie im Musiktheater für die Jüngsten gezogen und dabei auch Fragen nach Möglichkeiten der Inszenierung von Musikbegegnungen erörtert werden.


Wilfried Gruhn, Dr. phil., emeritierter Professor für Musikpädagogik an der Musikhochschule Freiburg. Lehrtätigkeit an den Musikhochschulen in Saarbrücken, Essen und Freiburg; Gastprofessuren in Rochester NY (USA), Kuala Lumpur (Malaysia),Tallinn (Estland), Sevilla (Spanien) und Graz (Österreich). 1995-97 Präsident der "Research Alliance of Institutes for Music Education" (RAIME). 1996 - 2009 Leiter des Gordon-Instituts für frühkindliches Musiklernen (GIfM), Freiburg, 2009-2012 Vorsitzender der Internationalen Leo-Kestenberg-Gesellschaft (IKG) und Herausgeber der Kestenberg Gesamtausgabe.

Arbeitsschwerpunkte: Historische Musikpädagogik; Kognitionspsychologie; musikalische Lerntheorie; neurobiologische Lernforschung.